Naturparadies Podlachien entdecken – tolle Landschaften, Baumkuchen & Wassersport

Podlasien (Podlachien), liegt im äußersten Nordosten Polens und ist eine Region von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit – vor Jahrtausenden von einem zurückgebliebenen Gletscher geformt, kann man hier in noch völlig wilde und unberührte Natur eintauchen. Bis heute ist die Region eine wahre Oase der Ruhe und zieht alle an, die der Hektik des alltäglichen Lebens entfliehen möchten.

Nationalparks für Naturliebhaber und Erholungssuchende

Podlachien liegt hoch im Norden und gleichzeitig ganz im Osten, wo sich Wolf und Wisent gute Nacht sagen. Die Region ist bekannt für ihre Nationalparks, unglaublich vielfältige Landschaften und eine reiche Tierwelt. Diese außergewöhnlichen Orte sollte man unbedingt besuchen:

  • Der sich über einen Teil von Podlachien erstreckende Białowieża-Urwald ist der letzte verbliebene Urwald Mitteleuropas und gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Hier leben die letzten Wisente Europas in freier Wildbahn.
  • Das Branicki-Schloss in Białystok, der Hauptstadt und einzigen Großstadt der polnischen Woiwodschaft Podlachien, gilt als das polnische Versailles. Die Renaissance-Synagoge in Tykocin ist eine der schönsten Europas.
  • Der Nationalpark Biebrza (Biebrzański Park Narodowy) besteht aus ausgedehnten Sumpflandschaften, die viele seltene Vogelarten und Pflanzen beherbergen.
  • Der Nationalpark Narew (Narwiański Park Narodowy) beeindruckt mit den malerischen Landschaften der Mäander des Narew.

Biebrza-Nationalpark

Etwa 40 Kilometer von Tykocin entfernt liegt der Biebrza-Nationalpark, mit einer Fläche von fast 60.000 Hektar das größte Moorgebiet der EU und der größte polnische Nationalpark. Der gesamte Nationalpark steht unter Naturschutz. Durch den Nationalpark Biebrza fließt auch der Augustów-Kanal, der neben anderen Flüssen für alle Paddelboottouristen befahrbar ist. Der gesamte Wasserweg beträgt ca. 145 km. Der Park verfügt zudem über 14 Wanderrouten sowie Fahrrad- und Reitwege.

Der Biebrza-Nationalpark wurde 1993 ins Leben gerufen, um das größte und am besten erhaltene Moorgebiet in einem sumpfigen Flusstal in der Europäischen Union zu schützen. Im Biebrzatal sind eine einzigartige Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten sowie zahlreiche natürliche Ökosysteme erhalten geblieben. Hier wurden ca. 1000 Pflanzenarten und 280 Vogelarten, davon 178 Brutvögel, nachgewiesen. Darüber hinaus leben hier 48 Säugetierarten, darunter die größte Elchpopulation Polens mit ca. 600 Tieren.

Bei einer Tour mit dem Hausboot-Floß auf dem Biebrza-Fluss kann man die Schönheit der Natur genießen und anschließend im gemütlichen Restaurant „Dolina Biebrzy” zu Mittag essen. Es gibt authentische regionale polnische Küche – dazu später mehr.

Der bereits erwähnte Augustów-Kanal ist die wichtigste Wasserstraße im Nordosten Polens und hat im Jahr 2024 sein 200-jähriges Bestehen gefeiert. Die Suwałki-Seenplatte, in der sich der Kanal befindet, zieht jeden Sommer mehrere Hunderttausend Besucher aus ganz Europa an. Die bewegte Geschichte des Bauwerks können Besucher am besten im liebevoll gestalteten Kanalmuseum von Augustów in der ehemaligen Hafenmeisterei kennenlernen.

Die Entstehung des Kanals wurde durch die veränderte geopolitische Situation nach dem Wiener Kongress im Jahr 1815 motiviert. Heute ist der Kanał Augustowski ein beliebtes Ziel für Aktivurlauber im Nordosten Polens. Seine naturnahe Beschaffenheit verleiht ihm seinen besonderen Reiz. Natürliche Flussläufe und Seen wurden von West nach Ost mit mal längeren, mal kürzeren Durchstichen verbunden.

Technisches Meisterwerk: 18 Schleusen für 54 Meter Höhe

Die Planung des Kanals begann im Jahr 1823, nachdem Zar Alexander I. den Bau genehmigt hatte. Insgesamt gab es drei Entwürfe – man entschied sich für den mit der kürzesten Strecke. Der Kanal ist 101,2 km lang und liegt auf dem Territorium von zwei Ländern – Polen und Belarus.

Der Kanal hat insgesamt 18 Schleusen – 14 in Polen, 3 in Belarus und 1 direkt an der Grenze zwischen Polen und Belarus. Ein Teil des Augustów-Kanals in Belarus war während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden und wurde erst Mitte der 2000er-Jahre wiederhergestellt.

Die 18 Schleusen regulieren Höhenunterschiede von 54 Metern. Rund 82 Kilometer des Augustow-Kanals verlaufen heute auf polnischem, die restlichen knapp 20 Kilometer auf belarussischem Boden. Seit Corona und dem Ukrainekrieg bleibt die 13. Schleuse, der Grenzübergang zwischen Polen und Weissrussland (nächste Stadt ist dort Grodno) den Wassersportlern verschlossen.

Touristische Attraktion von europäischem Rang

Heute ist der Kanal mit seinen denkmalgeschützten Schleusen eine Attraktion. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts verkehrten erste Ausflugsschiffe auf der Wasserstraße. In den 1920er Jahren galt der Kanal bereits als Touristenattraktion und seit 1968 steht der polnische Teil unter staatlichem Schutz. Rund 20 Kilometer des Kanalverlaufs liegen im heutigen Weißrussland, wo man sich ein ähnliches touristisches Angebot wie in Polen erhofft.

In Polen können Besucher bereits jetzt Kanus oder Motorboote besteigen und von Schleuse zu Schleuse fahren. Darüber hinaus lädt ein Treidelpfad dazu ein, die 39 Kilometer von Augustów nach Mikaszówka zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Der Kanal ist besonders bei Paddlern beliebt.

Die „Weiße Flotte” bietet mehrere Rundfahrten durch die Seen und Teile des Kanals an, unter anderem zum Sanktuarium in Studzieniczna. Mit dem Katamaran kann man bis zur Schleuse Przewiec bei Studzieniczna fahren. Der etwa sieben Kilometer von Augustów entfernte Wallfahrtsort Studzieniczna liegt auf einer Landzunge im See. Neben der Kapelle auf der Insel erinnert ein Denkmal an Papst Johannes Paul II. und seinen Besuch 1999.

Mit dem Kayak auf dem Augustów-Kanal

Eine Paddeltour ist das, was man in Augustów und auf den zahlreichen Flüssen der Suwałki-Seenplatte nicht verpassen darf. Ein Kayak für 1 bis 3 Personen sowie die komplette Ausrüstung lassen sich direkt in der Stadt mieten. Eine entspannte 10-Kilometer-Tour führt entlang der Czarna Hancza (ein Nachbarfluss des Augustów-Kanals).

Augustowskie noce

Die idyllische Kreisstadt Augustów mit rund 30.000 Einwohnern, liegt etwa 250 Kilometer nordöstlich von Warszawa (Warschau) entfernt, an der ehemaligen Grenze zwischen Polen und Litauen. Die Stadt und ihre Umgebung bieten diverse Möglichkeiten, die Natur zu genießen. Das hat auch Künstler aus vielen Teilen Polens angelockt und inspiriert: So schrieb Maria Koterbska im Jahr 1966 das Lied „Augustowskie noce“.

Um das Lied zu hören, fährt man am besten zum Necko-See, der sich im nördlichen Teil der Stadt befindet. Dort steht auf der schönen Seepromenade ein Denkmal – die Statue einer tanzenden Frau, die sich dreht, während das Lied abgespielt wird. Viele Leute bleiben stehen und tanzen spontan dazu. Direkt nebenan befindet sich das Hotel Warszawa. Neben einem schönen Seeblick verfügt es auch über einen SPA-Bereich mit Schwimmbad und Sauna.

Podlachien zieht nicht nur dank seiner Natur viele Besucher an, sondern ist auch ein Kulinarik-Paradies. Unbedingt in der Tawerna Fisza Concept by Marcin Budynec  in Augustów vorbeischauen. Das Restaurant mit regionaler polnischer Küche bietet einen schönen Blick auf den Fluss und befindet sich direkt im Stadtzentrum. Neben einer großen Auswahl an hausgemachten Gerichten kann man auch gute polnische Weine probieren.

Wigry-Nationalpark

Über 2700 ha Wasserfläche umfasst der Nationalpark Wigry auf der Suwałki-Seenplatte. Der Nationalpark wurde 1989 begründet und ist inklusive Landfläche 14.840 Hekter groß. Der Biber gilt als Symbol des Parks und lebt hier neben ca. 300 weiteren Tier- und 200 Vogelarten. „Nie tylko dla bobrów” (nicht nur für Biber) lautet das Motto des Parks. 

Und auch hier gibt es neben der einzigartigen Natur auch Historie. Polen ist katholisch geprägt, in der Suwałki-Region gibt es aber einige Dörfer, deren Einwohnern orthodoxe Gläubige sind und die eine Kirche in Suwałki unterhalten. Das postkamaldolische Kloster in Wigry am gleichnamigen See ist eines von sieben Klöstern in der Region.

Das ehemalige Haus der Kamaldulenser (ein Orden der römisch-katholischen Kirche) gehört zu den ältesten und schönsten Klöstern Polens, obwohl es während seiner Geschichte dreimal zerstört wurde. Mönche leben seit dem 17. Jahrhundert auf dem Klostergelände, 45 von ihnen sind im Keller des Klosters beigesetzt worden. Heute kann man die ehemaligen Wohnhäuser der Mönche als Ferienwohnung mieten – mitten in der Natur. Auch Papst Johannes Paul II. hat 1999 hier übernachtet.

Kulinarisches in Podlachien

Podlachien ist nicht nur eine Region mit wunderschönen Landschaften, sondern auch mit einer einzigartigen Küche, die den Reichtum der lokalen Traditionen und Geschmäcker widerspiegelt. Ein Besuch in dieser Ecke Polens ist eine tolle Gelegenheit, authentische Gerichte zu entdecken, die Teil des regionalen kulinarischen Erbes sind. In Wigry gibt es ein ganz besonderes kulinarischen Highlight – den Sękacz Wigierski. Sękacz ist ein traditionelles polnisches Gebäck, das wir in Deutschland unter dem Namen Baumkuchen kennen – allerdings ohne die Ummantelung mit Schokolade. Hauptzutaten des Sękacz sind Butter, Eier, Zucker, Mehl und Schmand.

Der Teig wird auf einen Drehspieß langsam gegossen und einige Stunden gebacken. In Wigry backt Teresa Biziewska seit 50 Jahren den Sękacz, den man frisch und warm verspeisen kann – unfassbar lecker!

Die „Königin des Baumkuchens“ bietet auch die bekannten polnische Pierogi nach dem altem Rezept ihrer Großmutter an.

Synagoge von Tykocin

Ein Muss ist auch der Besuch der historischen Stadt Tykocin. Im 16. Jahrhundert entstand in Tykocin eine jüdische Gemeinde, die sich zunächst aus zehn aus Grodno stammenden Familien zusammensetzte. Tykocin wurde von der Motława, einem Nebenfluss des Narew, in einen katholischen und einen jüdischen Bereich geteilt. 1642 entstand in Tykocin eine Synagoge, die heute die zweitgrößte Synagoge Polens ist. Früher befand sich hier ein jüdisches Gericht. Tykocin ist auch heute nach wie vor stark von der jüdischen Kultur geprägt und wird von Juden aus der ganzen Welt besucht.

Neben der Synagoge gibt es einige polnisch-jüdische Restaurants – darunter das älteste Restaurant der Stadt, Tejsza und die Villa Regent. Auch einer der ältesten jüdischen Friedhöfe Polens befindet sich in Tykocin. Er wurde ebenfalls im 16. Jahrhundert angelegt. Ein Teil des Friedhofs wurde während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Viele Juden aus Tykocin wurden von den Nationalsozialisten aus der Stadt deportiert und ermordet.

Folklore in Podlachien

Die podlachische Volkskultur ist eine Schatzkammer von Traditionen und Bräuchen. Sie spiegelt die vielseitige Geschichte und Identität dieses Ortes wider. Die lebendigen Traditionen werden von den Einheimischen gepflegt, und ihre Einzigartigkeit zieht Kulturliebhaber aus der ganzen Welt an. Die Region ist auch bekannt für ihre zahlreichen Feste, bei denen traditionelle Tänze und Lieder aufgeführt werden.

Eine der bekanntesten sind das Folklorefestival in Hajnówka und Mariä Himmelfahrt, auch Kräuterweihefest genannt, am 15. August, der zu den wichtigsten Feiertagen im Kalender der Einheimischen gehört.

An diesem Tag sammeln die lokalen Gemeinden Blumen und Kräuter, die dann in den Kirchen gesegnet werden. Diese Tradition hat ihre Wurzeln in alten Glaubensvorstellungen von Ernte und Gesundheit und ist heute ein schönes Beispiel für die Harmonie zwischen Glaube und Natur.

Gut zu wissen!

Wo liegt Podlasie/Podlachien?

Poldlasie (Podlachien) liegt im äußersten Nordosten von Polen und gilt mit seinen Nationalparks als eines der Naturparadiese Polens. Podlasie umfasst eine Gesamtfläche von 20.180 Quadratkilometern. Mit 1,2 Millionen Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 60 Einwohnern pro Quadratkilometer liegt Podlasie auf Platz zwei der am dünnsten besiedelten Regionen Polens. Die Hauptstadt Białystok zählt rund 290.000 Einwohner. Die Landschaft Podlachiens prägen eiszeitliche Hügellandschaften und die Ausläufer der Masurischen Seenplatte im Norden und eine der letzten zusammenhängenden europäischen Urwaldflächen im Südosten.

Anreise

Viele Wege führen nach Podlachien: Per Flug oder Zug nach Warschau und weiter mit Auto. Man kann auch mit dem Flieger nach Danzig oder Vilnius fliegen und von dort weiter mit Zug oder Auto nach  Augustów. Direkt mit dem Auto oder Camper von Deutschland über die polnische A 2.

Übernachten

Hotel Warszawa in Augustów 

Weitere Infos

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