Mit der „schönen Helena“ zur Dampflokparade in Wolsztyn

Eisenbahnfans aufgepasst: Am ersten Maiwochenende dreht sich im polnischen Wolsztyn (Wollstein) alles um historische Eisenbahnen. Zum 29. Mal findet am 3. Mai 2025 die beliebte Dampflokparade als Höhepunkt eines mehrtägigen Veranstaltungsprogramms für die ganze Familie statt.

Das historische Bahnbetriebswerk wird dabei zur Kulisse für die schnaubenden Stahlkolosse und nächtliche Lichtinstallationen. Besucher können natürlich auch an Sonderfahrten teilnehmen.

Unvergessliches Dampflok-Erlebnis in Wolsztyn

Die legendäre Dampflok-Parade von Wolsztyn (Wollstein) ist ein Highlight für echte Eisenbahn-Romantiker aus ganz Europa. Die bis heute erhaltenen Anlagen mit Bahnhof, Werkstätten und Ringlokschuppen wurden zwischen 1886 und 1907 errichtet. Sie bilden eines der letzten aktiven Bahnbetriebswerke für Dampfloks in Mitteleuropa und das letzte in Polen mit planmäßigem Personenverkehr.

Besucher können die volle Pracht des Nostalgiefuhrparks am 3. Mai erleben. Das freie Maiwochenende in Polen „Majówka“ genannt, eignet sich besonders für einen Kurzurlaub im Nachbarland. Hier kommen kleine und große Eisenbahnfans auf ihre Kosten.

Dieses Event zieht nicht nur Eisenbahnliebhaber aus der ganzen Welt an, sondern bietet auch eine einzigartige Gelegenheit, in die faszinierende Geschichte der Dampflokomotiven einzutauchen. Die Parade ist eine Hommage an die Traditionen der Eisenbahn und eine nostalgische Reise durch die Zeit.

Wolsztyn ist und war ein Eisenbahn-Knotenpunkt. Die ersten Züge verkehrten dort schon im Jahr 1886. Der historische Lokschuppen des Bahnbetriebswerks wurde 1907 erbaut und 1909 erweitert. Zu den Besonderheiten gehört eine Drehscheibe, auf der schwere Dampfloks elektrisch oder per Handkurbel um die eigene Achse gedreht werden – was natürlich auch am Maiwochenende vorgeführt wird.

Tradition trifft Moderne

Schon seit langem ist das letzte Dampflok-Bahnbetriebswerk in Wollstein Anziehungspunkt für die Dampflok-Liebhaber aus ganz Europa. Auf dem Gelände stehen verschiedene Fahrzeuge, darunter Dampflokunikate und historische Eisenbahnwaggons. Hier kann man eine einzigartige Sammlung von Fahrzeugen aus der Dampflokära bewundern und Dampflokomotiven aus Polen, Deutschland und anderen europäischen Staaten in Betrieb sehen.

Noch immer starten von dort aus Dampfzüge, zum Beispiel in die rund 80 Kilometer entfernte Stadt Poznań (Posen). Mehrere historische Dampfloks werden im Ringlokschuppen in Wolsztyn ausgestellt. Besonders stolz ist man auf die 1936 in Schlesien gebaute Schnellzuglokomotive PM36-2, die als „Die schöne Helena“ bekannt ist. Mit ihrer stromlinienförmigen Umhüllung schaffte sie Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h.

Bei der großen Dampflokparade am 3. Mai, die gegen 14 Uhr startet, zeigen sich die historischen Dampfrösser von ihrer besten Seite. Nach Einbruch der Dunkelheit gegen 21 Uhr präsentieren die Veranstalter dann noch eine große Multimediaperformance mit dem Titel „Licht, Dampf, Sound“. Im Anschluss können die Gäste bis Mitternacht durch das in farbige Lichtinstallationen getauchte Gelände wandeln.

Dampfzug Wojtek - zur Dampflok-Parade nach Wolsztyn

Vom 1. bis 5. Mai gibt es tägliche Sonderfahrten mit historischen Loks wie der polnischen Pt47-65 von 1949 oder den beiden aus Belgien stammenden Loks Tubize 2069 von 1927 und Cockerill 503 aus dem Jahr 1920. Zudem organisieren verschiedene Vereine und Reiseanbieter Fahrten aus und in andere polnische Städte wie Toruń (Thorn), Poznań (Posen) und Gniezno (Gnesen).

Ab Wollstein starten mehrere, etwa einstündige, Sonderzüge in die nähere Umgebung, die von Dampfloks gezogen werden. Folgende Strecke und Bespannungen sind zum Beispiel geplant: Leipzig – Cottbus und zurück mit E-Lok, ab Cottbus – Wolsztyn  und zurück mit 41 1144!

Bereits am 1. April 2025 wurde der reguläre Dampfbetrieb auf der Strecke Wolsztyn – Leszno wieder aufgenommen. Täglich außer montags verkehrt eine Verbindung mit der Pt47-65 als planmäßige Regionalverbindung. An Samstagen und Sonntagen ist zusätzlich eine Fahrt zwischen Wolsztyn und Poznań mit Umstieg in Zbąszynek im Angebot.

Ein Fest für die ganze Familie

 

Die Veranstaltung in Wolsztyn ist aber mehr als nur eine Parade. Sie vereint die Vergangenheit und Gegenwart der Eisenbahnwelt. Mit einer Vielzahl von historischen Dampfloks, die durch die Straßen rollen, kann man die Faszination der Dampftechnologie hautnah erleben. Als Besucher hat man die Möglichkeit, mehr über die Entwicklung der Eisenbahn und ihrer Fahrzeuge zu erfahren.

Neben der Dampflok-Parade warten zahlreiche Aktivitäten für die ganze Familie. Kinder können beim Basteln in verschiedenen Spielecken aktiv werden oder eine Runde mit der Kindereisenbahn drehen, während die Erwachsenen sich an den Marktständen mit regionalen Spezialitäten und Souvenirs versorgen können. 

Zudem gibt es Führungen und informative Präsentationen und ein interessantes kleines Eisenbahnmuseum. Die gesamte Veranstaltung ist darauf ausgelegt, ein unterhaltsames und informatives Erlebnis für alle Altersgruppen zu bieten.

Nachhaltige Anreise – natürlich per Zug

Ein weiteres Highlight der Dampflok-Parade ist die Möglichkeit, umweltfreundlich zu reisen. Die Anreise per Zug ist für sich schon ein Erlebnis und ermöglicht, die malerischen Landschaften der Umgebung zu genießen.

Eisenbahn-Romantik in Wielkopolska

Dazu gibt es in der Region Wielkopolska, zu der Wolsztyn gehört, auch einige Schmalspurbahnen, die noch immer in Betrieb sind. Von Środa (Schroda) kann man nach der Besichtigung des Lokschuppens zu einer einstündigen Fahrt mit einer historischen Schmalspurbahn Richtung in Zbąszynek starten. Die Kreisbahn war Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut worden. Heute organisiert ein Verein dort touristische Fahrten auf den historischen Gleisen der Schmalspurbahn.

Die perfekte Kulisse für Eisenbahnfans

Wolsztyn (Wollstein) bietet mit seiner malerischen Landschaft und charmanten Architektur, den idealen Rahmen für dieses Fest. Die Stadt zieht viele Touristen an und verbindet kulturelle Entdeckungen mit Eisenbahnromantik. Man kann die historischen Bahnhöfe und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Region erkunden, oftmals findet in der Stadt am Maiwochenende auch eine Oldtimerparade statt.

Robert Koch: Ein Nobelpreisträger in Wolsztyn

Wolsztyn ist auch die Heimatstadt des Mediziners Robert Koch (1843-1910), an den eine Skulptur und ein Museum im Stadtzentrum erinnert. Der Mikrobiologe und Entdecker der Tuberkulose- und des Milzbrand-Erregers sowie Nobelpreisträger von 1905 lebte und arbeitet in 1870er in der heutigen Doktora-Kocha-Straße 12 im damaligen Wollstein als Kreisphysikus. Heute befindet sich in seinem einstigen Wohnhaus das sehenswerte kleine Robert-Koch-Museum.

In Wolsztyn lohnt es sich durchaus länger als nur ein Wochenende zu verbringen. Übernachten kann man im Fala-Hotel, direkt am Wolsztińskie See gelegen oder im  Hotel Ostoja Chobienice mit Restaurant und Spa in einer wunderschönen Parkanlage gelegen. 

Marcin-Rożek-Museum

Überquert man die Straße vor dem Fala-Hotel und geht rechts um die Ecke steht man nach wenigen Schritten vor dem Marcin-Rożek-Museum. Der Bildhauer, Maler, und Autor Marcin Rożek (1885-1944) und Sohn eines Bahnarbeiters verbrachte auch einen Teil seiner Kindheit ab 1893 in Wolsztyn. 1968 wurde das Museum im ehemaligen Wohnhaus von Marcin Rożek, das er nach eigenen Entwürfen mit einem Atelier errichten ließ, eröffnet.

Gut zu wissen

Zum Beispiel von Berlin per Bahn nach Poznań und weiter nach Wolsztyn. Viele Reiseveranstalter bieten auch Komplettreisen mit Bahnanreise und Hotel an.

Beliebt ist die Region Wielkopolska auch für Camper und Radfahrer. Hier gibt es alle Infos zur Region https://wielkopolska.travel/en/start/

Infos zum Bahnbetriebswerk und der Dampflokparade unter www.parowozowniawolsztyn.pl

Mehr zu touristischen Angeboten in Polen unter www.polen.travel

Die Recherche wurde unterstützt vom Polnischen Fremdenverkehrsamt Berlin. Einfluss auf den Inhalt des Artikels wurde nicht genommen.

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