Städtetrip nach Warschau: Trend-Metropole mit Geschichte

Zwischen Weichsel und Wolkenkratzern: Die polnische Hauptstadt Warszawa ist eine der angesagtesten Städte Europas. 


Ohne ihn wäre Warschau heute wohl nur eine pulsierende Metropole wie es viele in Europa gibt: Doch der Kulturpalast inmitten der neuen Wolkenkratzer macht den Unterschied – und Polens Hauptstadt Warszawa zu etwas Einzigartigem. Denn er spiegelt den doppelten Charakter, die zwei Gesichter der Stadt, wider, die sowohl durch ihren modernen Lebensstil als auch durch ihre bewegte Historie geprägt ist. 

Der Kultur- und Wissenschaftspalast, auf polnisch Pałac Kultury i Nauki, war ein Geschenk der ehemaligen Sowjetunion. Stalin platzierte ihn mitten im Zentrum der Stadt. Das sozialistische Hochhaus, 1955 errichtet, sollte mit dem Empire State Building in New York konkurrieren – war für viele Polen aber ein Symbol der Unterdrückung und daher höchst umstritten. Man wollte das Gebäude nach 1990 sogar abreißen. Heute haben die Warschauer den monumentalen Bau in ihr Herz geschlossen und sehen ihn als Ikone der Stadt.

Von der Aussichtsterrasse auf 114 Metern Höhe bietet sich ein beeindruckender Panoramablick auf die polnische Metropole. „Vor 1990 lachten die Warschauer allerdings hinter vorgehaltener Hand darüber, dass man den schönsten Blick auf die Stadt von der Terrasse im 30. Stock hat –  allerdings nicht, wegen des tollen Rundumblicks, sondern weil man von dort den Kulturpalast nicht sieht“, erzählt Antoni Wladyka.

Der Pole ist lizenzierter Stadtführer und Gründer von Walking Poland in Warschau.  Er ist im Ruhrgebiet aufgewachsen und spricht fließend deutsch. „Heute ist der Kulturpalast das markanteste Wahrzeichen Warschaus. Er beherbergt Kinos, Theater, Museen, eine Schwimmhalle sowie eine Hochschule für Fotografie. Dazu gibt es Veranstaltungen, Messen oder Konzerte in der angrenzenden Kongresshalle.“ 

Die Turmuhr des Kulturpalastes wurde Neujahr 2000 enthüllt und ist die zweitgrößte Uhr in Europa und galt zum Zeitpunkt ihrer Errichtung als höchste Turmuhr der Welt. 2010 wurde eine LED-Beleuchtung installiert, die das Gebäude in verschiedenen Farben illuminiert. 

Früher überragte der 237 Meter hohe „Stalinpalast“ die Skyline von Warschau, doch in den letzten Jahren sind um ihn herum viele neue Wolkenkratzer in die Höhe geschossen. Mit der erste Skyscraper war mit 220 Metern der 2016 fertiggestellte Warsaw Spire.

Dieses Jahr wurde der 53-stöckige Varso Tower eröffnet, der mit seiner Höhe von 310 Metern nun offiziell das höchste Gebäude in Polen und in der Europäischen Union ist. Der Architekt dieses architektonischen Highlights ist Sir Norman Foster, der auch die Reichstagskuppel in Berlin entworfen hat. 

Warschau verändert sich rasant 

Grau und hässlich: Die Klischees über die polnische Hauptstadt sind längst überholt. Eher knüpft Warszawa wieder an seine Zeiten als „Paris des Ostens“ an und ist längst ein Geheimtipp für einen Städtetrip. 

Denn Warschaus Faszination besteht gerade darin, dass man abseits der Hauptstraßen charmante Viertel mit prunkvollen Altbauten und vielen Restaurants, Bars, Cafés, Mode- und Designergeschäften, Kunsthandwerkstudios und Galerien erleben kann. Dieser Kontrast zwischen Moderne und Historie ist allgegenwärtig und macht das besondere Flair aus.

Seit dem EU-Beitritt Polens 2004 entwickelt sich Warschau in rasendem Tempo: Hochhäuser schießen in den Himmel, der Fluss wird zur neuen Lebensader der Stadt und die Kunst- und Kulturszene floriert. Warszawa ist, für viele überraschend, auch eine der grünsten Hauptstädte Europas und gibt sich modern und hip

Seinen ersten Höhepunkt hat die Stadt zur Fussball-EM 2012 in Polen und der Ukraine erlebt. Seitdem nimmt auch der Tourismus aus Westeuropa stetig zu und auch der Krieg im Nachbarland bremst – zum Glück für den Tourismus –  diese Reiselust in diesem Jahr nicht. An dieser Stelle sei auch noch mal betont, dass Polen – Stand jetzt  – ein absolut sicheres Reiseziel ist. Die polnische Hauptstadt ist mit 1,7 Millionen Einwohnern das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Während das moderne Warschau boomt und von Jahr zu Jahr neue Wolkenkratzer die Skyline bereichern, vermittelt die umfassend rekonstruierte Altstadt einen lebendigen Blick in vergangene Jahrhunderte.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Altstadt (Stare Miasto) völlig zerstört, aber dank der hervorragenden Restaurierung und Wiederherstellung wurde sie 1980 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Wer es grün mag, sollte einen Abstecher zum Łazienki-Park machen. Zwischen Orangerien, Denkmälern und Tempeln wandelt man auf den Wegen der riesigen Stadt-Oase und erwischt mit ein bisschen Glück ein Freiluft-Chopinkonzert, das immer sonntags von Mai bis September kostenlos stattfindet.  

Schlendern am Weichselboulevard

Wer die Weichsel überquert und die Altstadt aus der Entfernung von einen  der vielen Stadtstränden aus betrachtet, der wird von dem außergewöhnlichen Panorama der Stadt begeistert sein – die roten Dächer der Gebäude in der Altstadt, über die sich moderne Wolkenkratzer erheben. Historische Gebäude präsentieren sich harmonisch mit moderner Architektur – Warschau weiß mit seinen zwei Gesichtern zu überraschen und zu begeistern.

Tipp: Vom grünen Dach der Bibliothek hat man auch einen hervorragenden Blick auf die Skyline der Stadt, auf die Weichsel und das beeindruckende Stadion.

An der Weichsel hat die Stadt eine neue Flaniermeile direkt am Wasser errichtet. „Auf den großzügig angelegten Boulevard treffen sich die jungen Warschauer und trinken ein Bier oder gehen in eines der Restaurants. Die Altstadt ist eher was für Touristen oder ein Ort, um mit seiner Freundin Schluss zu machen“, witzelt Antoni Wladyka lachend. 

Strand am Weichselufer

Neues Szeneviertel Praga

Nach dem Altstadt- und Weichselbesuch sollte man auf jeden Fall einen Abstecher auf die andere Seite des Flusses machen – nach Praga. Der Bezirk hat den Krieg fast unbeschadet überstanden. Hier stehen die meisten erhaltenen Altbauten der Stadt. Steven Spielberg hat hier große Teile von „Schindlers Liste“  gedreht. „Hier zeigt die Stadt ihr ruppiges, aber ursprüngliches Gesicht“, sagt Antoni Wladyka. „Anders als das herausgeputzte historische Zentrum.“ Früher war das Viertel ziemlich heruntergekommen, heute wirkt es gentrifiziert und mutiert zum Szeneviertel. Künstler und Studenten siedeln sich an und Geschäfte, Cafés und Restaurants eröffnen. 

Neon erzählt Geschichte

In Praga gibt es auch noch andere Möglichkeiten sich der Historie Warschaus auf ungewöhnlichere Art zu nähern: Das Wodka– und das Neon Museum. Das Wodka Museum befindet sich in dem im 19. Jh. errichteten Gebäude der ehemaligen Warschauer Wodkafabrik Koneser. In den Zwischenkriegsjahren entstanden hier die Rezepturen für bekannte polnische Wodkamarken wie Wyborowa oder Luksusowa. Hier kann man über 500 Jahre Geschichte der berühmtesten polnischen Spirituose kennenlernen, die technologischen Veränderungen im Herstellungsprozess, Traditionen und damit verbundene Bräuche. 

Interessant ist die Sammlung der originellen Flaschen aus verschiedenen Epochen, beispielsweise die nie geöffnete Flasche Kirschlikör J.A. Baczewski aus den 1940-er Jahren. Krönung des Besuches ist natürlich die Verkostung in der Wodka-Akademie, wo man unter fachlicher Begleitung die Aromen von Wodka aus Roggen, Weizen oder Kartoffeln vergleichen kann. 

Auf einem alten Fabrikgelände, der Soho-Factory, wo früher der Kultroller „Osa“ produziert wurde, befindet sich das Neon-Museum. In diesem in ganz Europa einzigartigen Museum sind mehr als 200 Leuchtreklamen zu sehen. 

Durch die vielen Posts der Besucher aus aller Welt auf Instagram, rangiert es unter den meistfotografierten Spots weltweit. Oft auf den Fotos: die Warschauer Seejungfrau, die im Sozialismus über öffentlichen Bibliotheken schwebte, oder der riesige Schriftzug „Berlin“, der auf der Hauptschlagader der Stadt, der Marszamkowska-Straße, einst ein Geschäft für Haushaltswaren zierte.

Aber die leuchtend pinken, gelben, grünen und blauen Schilder sehen nicht nur gut aus, sie erzählen auch von polnischer Geschichte. Nach Stalins Tod begann eine Art Leuchtwettrüsten mit den kapitalistischen Staaten, in denen Neon für Reklame stand. In der Planwirtschaft Polens hingegen, erfüllte die Leuchtreklame informative und prestigegebundene Aufgaben. Infolge der zentral gesteuerten „Aktion Neonreklame” wurde Leuchtwerbung im städtischen Raum gemäß genau vorgegebenen Plänen untergebracht. Sie wurden von der Größe und Farbe her in einer sich nicht überlappenden Anordnung ganzen Straßenzügen so angepasst, dass diese zum integralen Bestandteil der Architektur wurden. Diese „polnischen Neons” entwarfen bekannte Grafiker, Künstler und Architekten. Ein Museum, das für jeden Liebhaber der Street Art zum Pflichtprogramm gehört. 

Polin Museum – Geschichte der polnischen Juden

Wer die Identität Warschaus verstehen möchte, sollte sich natürlich auch ausreichend Zeit für die Geschichte des Warschauer Ghettos und des Warschauer Aufstands nehmen, die im Rahmen von Stadtführungen und interaktiven Ausstellungen anschaulich vermittelt wird.

Ein Muss ist der Besuch des Museum Polin, das Museum der Geschichte der polnischen Juden. 2016 wurde es mit dem Titel „Europäisches Museum des Jahres“ ausgezeichnet. Es befindet sich im Zentrum des ehemaligen jüdischen Viertels und am Ort der heftigsten Kämpfe des Ghettoaufstands von 1943. 

POLIN erzählt die 1000-jährige Geschichte von Polen und Juden. Das Museum beeindruckt durch seine außergewöhnliche symbolische Architektur und durch die hervorragend didaktische Ausstellung selbst, zu der auch eine reich verzierte Nachbildung des Gewölbes einer Synagoge aus dem 17. Jahrhundert gehört. 

Mehr Informationen zum Reiseland Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt www.polen.travel


Gut zu wissen: Warschau

Anreise

Mit dem Flugzeug: Von vielen deutschen Flughäfen zum Beispiel mit der polnischen Airline Lot direkt nach Warschau zum Internationalen Chopin-Flughafen, der nur knapp 10 km vom Zentrum der Hauptstadt entfernt ist.

Mit dem Zug: Von Berlin zum Beispiel in 6,5 Stunden mit dem täglichen Berlin-Warszawa-Expres oder mit dem Flixtrain von Düsseldorf. Warschau hat drei große Bahnhöfe für den internationalen Verkehr und den Inlandfernverkehr: Warszaw Centralna (Zentralbahnhof), Warszawa Zachodnia (Westbahnhof), Warszawa Wschodnia (Ostbahnhof)

Mit dem Bus: Der Busbahnhof PKS Warszawa Zachodnia (der Westbahnhof) an den Aleje Jerozolimskie 144 bedient die internationalen und inländischen Verbindungen. Zum Beispiel mit dem Flix-Bus von Düsseldorf.

Hoteltipps

Stylish, modern, zentral gelegen und mit atemberaubenden Blick auf die Skyline: Das NYX Hotel (331 Zimmer) in einem neuen Glas-Tower, liegt fußläufig zum Warschauer Hauptbahnhof, direkt neben dem Varso Tower, dem höchsten Gebäude der EU.  Das Hotel gehört zu den Leonardo Hotels. Die Kette betreibt ein weiteres Hotel in Warschau, das Leonardo Royal. 


Das Nobu Hotel Warschau ist ein Luxushotel, das zwei Stile  vereint: ein wunderschönes historisches Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert im Art-Deco-Stil und einen eleganten modernen Flügel. Wenn man zwischen diesen beiden Welten hin- und hergeht, spürt man den Geist der Stadt selbst: Seine Geschichte zu bewahren und sich selbst neu zu erfinden.

Das Nobu Hotel liegt im Herzen der Stadt, in einem schicken Viertel mit prächtigen Vorkriegsgebäuden, tollen Bars und Restaurants. Es bietet 117 Zimmer, großzügige Tagungs- und Veranstaltungsräume und das weltbekannte Nobu Restaurant. 


Die Recherche wurde unterstützt vom Polnischen Fremdenverkehrsamt Berlin. Einfluss auf den Inhalt des Artikels wurde nicht genommen.

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