Lodz – zu Unrecht der Underdog der polnischen Großstädte

Warum ist die Stadt, von der Vicky Leandros singt, so einzigartig und so hip? Hier einige Tipps für einen Städtetrip nach Lodz, einer der am meisten unterschätzten Städte Polens.


Eigentlich ist jeder schon einmal nach Lodz gefahren – mit Theo! Denn mit dem Lied „Theo, wir fahr’n nach Łódź!“ hat die Schlagersängerin Vicky Leandros der polnischen Stadt Łódź ein musikalisches Denkmal gesetzt. Die ehemalige Industriestadt ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern inzwischen eine echte Trendmetropole. Eine Stadt der Gegensätze, die fasziniert. Łódź ist eine spannende und aufstrebende Stadt, die sich längst von ihrem grauen Industrie-Image befreit hat.

Auch die Lage von Łódź ist ideal. 130 Kilometer südwestlich der polnischen Hauptstadt Warschau liegt die Stadt im Herzen Polens. Krakau ist rund 250 Kilometer entfernt. Lodz ist sehr gut mit Bus, Bahn und Flugzeug zu erreichen und nur eine Stunde mit dem Auto oder dem Zug von Warschau entfernt. Alle polnischen Wege führen also nach Łódź, denn hier kreuzen sich die wichtigsten Autobahnen.


Auch mit der Bahn ist die Stadt gut zu erreichen. Łódź Fabryczna heißt der neu eröffnete unterirdische Bahnhof – der drittgrößte Europas. Er liegt im Neuen Zentrum von Łódź. Von hier aus fährt der Zug nach Warschau. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke soll die Stadt mit den Metropolen verbinden und gilt als derzeit größtes Eisenbahnprojekt in Europa.

Dieses Jahr hat Lodz 600-Jähriges Stadtjubiläum

Die Geschichte von Łódź reicht sechs Jahrhunderte zurück – 2023 wurde das 600-jährige Bestehen der Stadt groß gefeiert. Von einem kleinen Dorf, das die Stadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts war, wurde sie in kurzer Zeit zum „gelobten Land“ und gab Tausenden von Familien Hoffnung auf ein besseres Leben durch die Industrialisierung. In Łódź finden sich auch zahlreiche Spuren vieler Kulturen – die Stadt war bis zum Zweiten Weltkrieg ein Schmelztiegel.


Lodz wurde von den Nazis besetzt und nach dem deutschen General Karl Litzmann in „Litzmannstadt“ umbenannt. Während der Besatzung errichteten die Nazis das Ghetto Łódź (Litzmannstadt), das zweitgrößte Ghetto in Polen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt glücklicherweise kaum zerstört – im Gegensatz zu Warschau, das völlig in Trümmern lag. Daher diente Łódź für kurze Zeit als polnische Hauptstadt, es gab sogar Überlegungen, Warschau ganz aufzugeben und die Hauptstadt dauerhaft hierher zu verlegen. Diese Idee wurde jedoch wieder verworfen. Die Textilbetriebe wurden verstaatlicht und Lodz wurde, wie schon vor dem Ersten Weltkrieg, zum wichtigsten Textilstandort Polens.

Lodz ist Filmhauptstadt Polens

Nach der Wende brach der wichtigste Absatzmarkt für Textilien plötzlich weg. Zeitweise waren rund 25 Prozent der Einwohner von Łódź arbeitslos. Erst um die Jahrtausendwende begann der Aufschwung. Heute ist Łódź eine kreative Stadt, eine Stadt der Festivals, eine Stadt, die ganz neu entdeckt wird – so spannend und vielfältig präsentiert sie sich heute.
Von der Tristesse der Wendezeit ist nichts mehr zu spüren. Junge Start-ups ziehen in alte Fabrikhallen, überall wird renoviert und gebaut, und als Mode- und Kreativstadt hat sich Łódź international einen Namen gemacht.

Nach dem Krieg hat Łódź als Filmhauptstadt Polens ein weiteres wichtiges Kapitel seiner Geschichte aufgeschlagen. Im Jahr 2017 wurde Łódź in das Netzwerk der UNESCO-Kreativstädte aufgenommen und zur UNESCO City of Film ernannt. Deshalb wird Łódź auch liebevoll Hollyłódź genannt.

Die Piotrkowska-Straße das Herz der Stadt

An ihr führt kein Weg vorbei: Die über vier Kilometer lange Piotrkowska-Straße (poln. ulica Piotrkowska) ist eine der berühmtesten Straßen Polens und eine der längsten Einkaufsstraßen Europas. Sie ist die Flaniermeile schlechthin und verläuft vom Plac Wolności (Freiheitsplatz) bis zum Plac Niepodległości (Unabhängigkeitsplatz).


Die Piotrkowska-Straße ist der Ursprung des riesigen Textilindustriezentrums, zu dem sich Lodz entwickelte. Statuen und Kunstwerke säumen in regelmäßigen Abständen die Straße, wie z.B. das Denkmal der Gründer von Łódź in der Piotrkowska-Straße 30 – übrigens direkt neben der Touristeninformation, die man bei einem Besuch in Łódź unbedingt besuchen sollte.

Neben den vielen wunderschönen Gebäuden ist die Straße auch wegen des vom polnischen Schauspielers und Regisseur Jan Machulski initiierten „Walk of Fame“ dem Łódź-Filmpfad bekannt. 

Streetart in Łódź

Besonders cool ist die Straßenkunst, für die Łódź bekannt ist. Jedes Jahr im September kommen Graffiti- und Straßenkünstler aus der ganzen Welt nach Łódź, um Hauswände mit ihren Kunstwerken, den sogenannten Murals, in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Mehr als 70 riesige Graffiti prägen das Stadtbild. Eines der bekanntesten Murals ist das Artur Rubinstein Porträt des Künstlers Eduardo Kobra.


Einen Besuch wert ist auch der Innenhof des Hauses Piotrkowska 3 mit der Rosenpassage, einem einzigartigen Kunstprojekt der polnischen Künstlerin Joanna Rajkowska. Hier ist ein riesiger Mosaikspiegel an den Fassaden der Wohnhäuser angebracht wurde. Insgesamt sind 800 m² mit Spiegelpartikeln verziert. Die lichtreflektierende Spiegelwelt ist ihrer Tochter gewidmet, deren Netzhaut nach einer Chemotherapie rekonstruiert werden musste.

Ein Hingucker und der perfekte Ort für Selfies ist auch das große verspiegelte Herz, das gegenüber dem Poznański-Palast steht. Die Skulptur wurde in China von der Sino Sculpture Group produziert. Die Künstler sind berühmt für ihre Projekte in New York und Los Angeles

Trendige Gastroszene

Natürlich gibt es in der Piotrkowska-Straße auch unzählige Restaurants und Bars. Vor allem bei schönem Wetter ist die Atmosphäre einzigartig, wenn alle draußen sitzen, trinken, essen und den Klängen der Straßenmusiker lauschen.

Besonders angesagt ist das OFF Piotrkowska. Der stillgelegte Industriekomplex auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollfabrik von Franciszek Ramisch beherbergt Bars, Galerien, Cafés, Foodtrucks und Restaurants – von schick bis lässig ist alles dabei. An warmen Tagen stehen im Innenhof hunderte Liegestühle. Bei Lounge-Musik lässt es sich hier wunderbar entspannen.

Das OFF-Konzept besteht aus Initiativen, die aus den Bereichen Kultur, Kunst, Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung und Wirtschaft stammen.

Lodz ist richtig grün!

Als ehemalige Industriestadt verbindet man mit Łódź eher Grau als Grün. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Stadt verfügt über zahlreiche Gärten und Parks sowie einen wunderschönen zoologischen Garten. Und Łódź will noch grüner werden und arbeitet fieberhaft auf die Green Expo 2024 hin, zu der in vier Monaten vier Millionen Besucher erwartet werden.
Aber auch jetzt schon hat Łódź viel für Freizeit und Familien zu bieten. Ein Highlight ist der Zoologische Garten im Zdrowie Park, dem größten Park der Stadt.

Der unweit des Zoologischen Gartens gelegene Botanische Garten zieht auch viele Besucher an. Mit einer Fläche von 67 Hektar handelt es sich um einen der größten Gärten Polens. Die Besucher können über 3.400 Bodenpflanzen und mehr als 2.000 Gewächshauspflanzen betrachten. Kinder lernen bei einem Spaziergang heimische und exotische Gewächse kennen.

Märchen-Route in Lodz

Besonders für Kinder ist in Łódź ein Besuch der Märchenstraße (Łódź bajkowa) interessant. In der Stadt gibt es zehn kleine Denkmäler, die Märchenhelden darstellen und an die Trickfilme aus Łódź erinnern. In der Piotrkowska-Straße steht das erste Denkmal der Route – Miś Uszatek. Am Museum für Kinematographie trifft man auf die Katzen Filemon und Bonifacy, vor dem Eingang zum Palmenhaus auf den Spatz Ćwirek, zwei Waldmenschen Maurycy und Hawranek und im größten Zdrowie Park in Łódź, direkt am Eingang zum Zoo und am Eingang zum Aquapark auf den Pinguin Pik-Pok. Aber es lohnt sich, weiter zu suchen, denn das sind noch nicht alle Figuren…


Das Wissenschafts- und Technikzentrum EC-1

Spannend für Besucher jeden Alters ist auch das EC-1, das Wissenschafts- und Technikzentrum der Stadt. Es befindet sich am neuen Bahnhof im ersten Heizkraftwerk von Łódź und bietet drei Lehrpfade, die sich mit den Themen Energieumwandlung, Wissen und Zivilisation sowie den Geheimnissen der Mikro- und Makrowelt beschäftigen.

Auch wer von Technik wenig Ahnung hat, kann hier einiges erleben. Denn neben den Ausstellungsstücken gibt es viele interaktive Lernstationen, ein 3D-Kino und sogar Stationen, an denen Teilnehmer gegeneinander antreten oder ein Team bilden können. Außerdem beherbergt der Komplex ein Planetarium. Von der Dachterrasse hat man übrigens einen fantastischen Rundum-Blick auf Łódź.

EC1 Lodz Foto: Amelia Ailema

Besuch in Monopolis ist ein Muss

Die Werke des Wodny-Monopols entstanden Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe des Stadtzentrums. Der Bau eines monumentalen Fabrikgebäudes begann 1897 nach dem Entwurf des Architekten Franciszek Chesmiski. Monopol war fast die ganze Zeit unter der Kontrolle des Staates, reine Wodka, Spirituosen oder Denaturat wurden produziert. Die Spezialität waren Geschmack- und farbige Wodkas – in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in Polen ein hochmodernes Labor für die Herstellung von aromatisierten Alkoholen und fünf Produktionslinien.

Die letzte Flasche Alkohol wurde 2007 produziert, und das war auch der Beginn der Veränderungen im Fabrikkomplex. Er wurde von einem privaten Investor – Virako – gekauft, der das ehemalige Wodny Monopol in ein Büro-, Unterhaltungs- und Kulturzentrum namens Monopolis verwandelte. Zur Erinnerung an die Wodka-Produktion gibt es ein kleines, aber sehr interessantes Museum, das kostenlos zu besuchen ist.

Heute vereint Monopolis verschiedene Aktivitätsbereiche auf ungewöhnliche Weise. Es gibt Restaurants mit italienischer, japanischer oder mediterraner Küche oder Cafés mit frisch gebackenem Brot, raffinierten Desserts und aromatischem Kaffee. Und für Theater- und Kunstliebhaber gibt es  Gemälde, Skulpturen, Fotografien oder Plakate in der ARTgaleria. Ein Muss ist natürlich ein Selfie vor dem Łódź-Schriftzug, der optisch an den „Love“-Schriftzug aus Philadelphia erinnert.

Monopolis wurde 2020 mit zwei renommierten Preisen ausgezeichnet: Der Komplex erhielt den Prime Property 2020 in der Kategorie „ARCHITEKTURA“ und nannte die Architektur-Oscars MIPIM Awards 2020 in der Kategorie Mixed-Use-Investitionen.


Textilgeschichte von Lodz

Noch im 19. Jahrhundert war Łódź ein bedeutendes Zentrum der Textilindustrie, was der Stadt den Spitznamen „polnisches Manchester“ einbrachte. Die roten Klinkerfassaden des historischen Komplexes „Manufaktura“ erinnern an die historischen Zeiten der Textilindustrie. Im 19. Jahrhundert stand hier eine der größten Textilfabriken Polens.

Heute ist das Gelände mehr denn je in Mode: Die Backsteingebäude wurden komplett restauriert und ihr Innenleben völlig verändert: Cafés, Restaurants und Geschäfte sind in die ehemaligen Fabrikhallen eingezogen. Springbrunnen, Pflanzen und historisch anmutende Straßenlaternen sorgen für ein gemütliches Nostalgie-Flair.
Das 27 Hektar große Freizeit- und Einkaufszentrum befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik von Israel Poznański. Es beherbergt unter anderem das Kunstmuseum ms2, zahlreiche Restaurants, rund 250 Geschäfte, eine Diskothek, ein Bowlingcenter, eine Kletterwand, ein Kino, ein Theater und ein Hotel.


„Manufaktura“ ist eines der größten Einkaufszentren in Polen. Die vierjährige Renovierung dieses Komplexes (der ehemaligen Weberei, des Kraftwerks, der Veredelungshallen und des Feuerwehrgebäudes) war das erste Beispiel für eine solche groß angelegte Revitalisierung postindustrieller Räume in Polen.

Poznański-Palast und Museum der Stadt Lodz

Direkt neben der „Manufaktura“ steht das prachtvolle weiße Palais von  Izrael Poznański, einem der „Baumwollkönige“ von Lodz. Angeblich hatte ihn der Architekt beim Bau des Gebäudes gefragt, welchen Stil er bevorzugen würde, woraufhin Poznański antwortete: „alle, schließlich kann ich es mir leisten“. Der reiche Industrielle begann dann, die prächtige Residenz zu bauen, die heute eines der bekanntesten Baudenkmäler in Łódź ist.

Der Palast gilt als die größte Fabrikantenresidenz in Polen. Besonders beeindruckend ist die pompöse Innenausstattung, besonders im Speise- und im Ballsaal. Das wunderschöne eklektizistische Gebäude war über einen Trakt direkt mit der Fabrik verbunden, so dass Poznański zur Arbeit konnte, ohne das Haus zu verlassen.

Izrael Kalmanowicz Poznański kaufte im Jahre 1871 die ersten Grundstücke auf der Westseite der Neustadt entlang der Ogrodowa-Straße und er begann sein eigenes „Baumwollen-Reich“ zu bauen. Ein Jahr später hat er die erste Weberei mit zweihundert englischen mechanischen Webmaschinen, die mit einer Dampfmaschine angetrieben wurden, in Betrieb genommen. Von Jahr zu Jahr wurde die Fabrik um weitere Webereien, Bleicherei, Appreturanstalt, Spinnerei, eigene Gasanlage und Feuerwache erweitert.

Im Fabrikmuseum, das sich im Endfertigungsbereich der im 19. Jahrhundert von Poznański gegründeten Textilfabrik befindet, kann man in diese Geschichte eintauchen. Das Highlight der Ausstellung sind die 140 Jahre alten Webstühle, die bis heute funktionsfähig sind. Wenn man eine Vorführung erwischt, spürt man, welcher Lärmbelastung die Fabrikarbeiter zur damaligen Zeit ausgesetzt waren, die täglich bis zu 14 Stunden hart arbeiten mussten.

Am Ende seines Lebens zählte Poznański mit seinem Vermögen von etwa 11 000 000 Rubel zu den reichsten Industriellen im Königreich Polen. Nach seinem Tod wurde das Familienunternehmen – eine riesige Fabrik mit der damals sehr modernen Siedlung von mehrgeschossigen Arbeiterhäusern von seinem ältesten Sohn Ignacy Poznański übernommen. Er beendete die Bauarbeiten an der Residenz und setzte den Ausbau der Fabrik und der Arbeitersiedlung fort.

Der offizielle Name des Betriebs lautete die Aktiengesellschaft für Baumwollwaren I.K. Poznański in Lodz. Im Jahre 1913 lag die Zahl der Arbeitnehmer der Textilfabrik bei 7.000. Im Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit kamen finanzielle Rückschläge für die Aktiengesellschaft. Die bei den Banken verschuldete Familie verlor ihre Position im Unternehmen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik von den Deutschen enteignet und nach Ende der deutschen Besatzung verstaatlicht. Nach der Wende wurde 1991 die Insolvenz des Unternehmens festgestellt; 1992 wurde es geschlossen. 1999 meldete das Unternehmen Apsys Polska Interesse an, das Gebiet der ehemaligen Textilfabrik zu einem Einkaufs- und Erlebniszentrum umzufunktionieren. Die französischen Fonds Foncière Euris und Paris Orléans ermöglichten dank ihrer Mitfinanzierung des Projektes die Revitalisierung des Stadtteils. 2002 erteilte die Stadt Łódź die Genehmigung für die Errichtung der Manufaktura und im darauffolgenden Jahr begannen die Arbeiten. Die Eröffnung erfolgte 2006.

Im Jahr 2012 wurde Manufaktura vom deutschen Investmentfonds Union Investment Real Estate GmbH gekauft. Die Transaktion wird auf 350–400 Millionen Euro geschätzt.

Księży Młyn

Der städtische Komplex Księży Młyn (Mühle Pfaffendorf) ist der größte historische Fabrikkomplex in Łódź. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde er an der Stelle einer ehemaligen Mühlensiedlung von einem örtlichen Pfarrers errichtet. Daher leitet sich der Name der Siedlung ab. Sie wurde von Karl Wilhelm Scheibler, einem Unternehmer aus dem westlichen Rheinland, geschaffen, der 1848 nach Polen kam und sich nach einigen Jahren in Łódź niederließ.

Der Komplex umfasst Fabrikgebäude, Wohnsiedlungen, Wohnsitze von Eigentümern, Villen von Direktoren, eine Schule, Krankenhäuser, eine Feuerwache, eine Gasfabrik, einen Fabrikclub sowie Gärten und Parks.

Der Zusammenbruch der Textilindustrie trug dazu bei, die Funktion der Siedlung ändern zu müssen. Heute ist Księży Młyn ein Magnet, der Touristen, Künstler und Fotografen anzieht. In ungewöhnlichen Räumen der ehemaligen Fabrik werden interessante kulturelle Veranstaltungen, Festivals und Modeschauen organisiert, und alte Villen und Paläste sind heute Sitz von Museen. Er dient auch oft als Drehort für Filme, aufgrund seiner Authentitzität.

Filmgeschichte von Holly-Łódź

Łódź, auch als Holly-Łódź bekannt, ist Polens Filmmetropole mit der Wytwórnia Filmów Fabularnych (Spielfilmproduktionfirma), einer Traumfabrik der Nachkriegszeit und Heimat der Filmówka-Eliteschule.

Wer den besonderen Geist spüren möchte, den Łódź Ende des 19. Jahrhunderts ausmachte, der sollte sich unbedingt das Buch „Das gelobte Land“ (poln. „Ziemia Obiecana“) vom polnischen Literaturnobelpreisträger Władysław Reymont lesen, der ein einmaliges Porträt jener Jahre zeichnete und die Geschichte eines polnischen, eines jüdischen und eines deutschen Industriellen beschreibt. Das Buch wurde 1974 von Andrzej Wajda oscarnominiert verfilmt und zum besten polnischen Film aller Zeiten gekürt. Gedreht wurde der Film auch in der Wohnsiedlung Księży Młyn. Łódź dient oft als Drehort für Filmproduktionen und veranstaltet viele Filmfestivals.

Direkt neben der Filmhochschule befindet sich das einzige Museum für Kinematographie in Polen im Palast-Ensemble von Karl Scheibler. Hier werden Denkmäler der Filmtechnik, Kunst und Kultur bewahrt. Die verschiedenen Ausstellungen umfassen über 70.000 Museumsstücke. Darunter befinden sich Geräte aus der Zeit vor dem Film. Ein weiteres Highlight stellt das im Jahr 2016 restaurierte Fotoplasticon dar.

Eine Sammlung von Kameras, Camcordern und Projektoren veranschaulicht die Entwicklung der Filmtechnik vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Einen weiteren großen Anteil der Ausstellung machen die Figurenentwürfe und Puppen polnischer Künstler aus. Das Filmmuseum besitzt auch eine eigene Filmbibliothek mit rund 2.000 Spiel- und Animationsfilmen.

Bei Gute-Nacht-Geschichten über Miś Uszatek, Miś Colargol und Zaczarowany Ołówek sind Generationen von Polen aufgewachsen. Was verbindet diese Märchen? Alle sind in Łódź entstanden. Hier entstehen seit 70 Jahren Animationsfilme, sowohl Märchen für Kinder als auch Filme für Erwachsene. Zwei Produktionen wurden sogar mit Oscars ausgezeichnet. Um die Geschichte der Entstehung von Cartoons kennen zu lernen, die Filmdekorationen zu sehen und Ihre Lieblingshelden zu treffen, lohnt es sich, das Museum für Kinematographie zu besuchen.


Gut zu wissen

Anreise

Viele Wege führen nach Lodz: Mit dem Auto muss man von Berlin aus mit einer Fahrtdauer von etwa 4 bis 5 Stunden rechnen. Die Stadt liegt 130 Kilometer südwestlich von Warschau. 

Fliegen: Es gibt viele Direktflüge aus Deutschland in die polnische Hauptstadt, zum Beispiel mit der polnischen Airline Lot. Von Warschau aus nimmt man sich entweder einen Leihwagen und ist dann in etwa 1,5 Stunden in Lodz. Oder man fährt bequem von Warschau in etwa einer Stunde mit dem Zug nach Lodz bis zum Bahnhof Fabryczna.

Mit dem Zug kann man natürlich auch direkt aus Deutschland, zum Beispiel von Berlin, nach Lodz fahren. Zudem gibt es Flix-Bus Verbindungen.

Lodz verfügt zwar über den eigenen Władysław Reymont Flughafen, der nur sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt, doch dieser wird aus Deutschland selten angeflogen..

Das wird sich ändern, wenn der neue Airport, der zwischen Warschau und Lodz gebaut wird, in Betrieb geht. Der Flughafen CPK soll 2028 eröffnet werden und ist eines der größten Verkehrsprojekte Polens. Der Flughafen CPK ist zunächst für 40 Millionen Passagiere ausgelegt und kann bis 2060 modular auf 65 Millionen erweitert werden. Der Flughafen ist Teil eines umfassenden Programms zur Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur des Landes.

Hoteltipp

Das DoubleTree by Hilton Łódź liegt im Stadtzentrum, nur 1 km von der Haupteinkaufsstraße Piotrkowska entfernt. Das Besondere: Das Hotel verbindet die Filmtradition der Łąkowa 29 mit dem Komfort eines 4-Sterne-Hotels.
Das DoubleTree by Hilton Łódź wurde im Juli 2013 auf dem Gelände des ehemaligen Spielfilmstudios (Wytwórnia Filmów Fabularnych) eröffnet.

Das Hotel verfügt über 200 komfortabel eingerichtete Zimmer mit bodentiefen Fenstern, Klimaanlage, Kaffee- und Teezubehör. In der obersten Etage des Hotels befindet sich der Spa & Health Club mit einem rund um die Uhr geöffneten Fitnesscenter, Whirlpool, mehreren Saunen und einem Hallenbad mit Panoramablick auf die Stadt.
Das gut ausgestattete Konferenzzentrum zieht auch Geschäftsreisende an. Jeder Hotelgast wird beim Einchecken mit dem berühmten Double-Tree Coockie begrüßt.
Das À-la-carte-Restaurant Four Colors serviert innovative internationale Gerichte und Spezialitäten der polnischen Küche. Abends kann man sich in der Golden Bar entspannen. Hier befindet sich auch der Eingang zum hauseigenen Kinosaal. Das Thema Film zieht sich durch das ganze Hotel und findet sich sogar an der Fassade wieder: Dort sind Filmszenen wie ein Mosaik aus der Ferne zu sehen.

Weitere Infos

Mehr Informationen rund um Lodz und seine Sehenswürdigkeiten gibt es vor Ort im Tourismusbüro (Piotrkowska-Straße 28) und der offiziellen Webseite.

Weitere Infos rund um Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt 

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