Polnische Perlen: Tipps für den City-Trip Bromberg und Thorn

Zwei Hauptstädte, zwei Jubiläen: Bydgoszcz und Toruń in Kujawien-Pommern zu besuchen ist zu jeder Jahreszeit lohnenswert.


Bromberg, Thorn – nie gehört? Dann wird es Zeit diese polnischen Städte zu besuchen, denn auch abseits der bekannten Ziele wie Krakau, Warschau, Breslau, Danzig oder Stettin gibt es sehr spannende Reiseziele in Polen. Man kann echte Kleinode finden und mittelalterliche Atmosphäre hautnah erleben.

Wie die Stadt Bromberg, die auch „Klein-Berlin“ genannt wird, da dort viele berühmte Berliner Architekten um 1900 Gebäude oder Denkmäler als Pendant zur Hauptstadt gebaut haben. Denn nach Eröffnung der Berlin-Bromberger-Bahn 1856 kamen viele Preußen nach Bydgoszcz.

Beides Hauptstädte von Kujawien-Pommern

Die Städte Bydgoszcz (Bromberg) und Toruń (Thorn) sind ungefähr eine Autostunde voneinander entfernt, etwa 50 Kilometer. Es ist also leicht möglich, beide Städte gemeinsam zu erkunden.Beide Städte haben die Funktion der Hauptstadt von Kujawsko-Pomorskie (Kujawien-Pommern) inne. Ihr Charme besteht aus ihrer Lage am Wasser: Die Weichsel fließt durch Toruń und Bydgoszcz wird von der Brahe (auf Polnisch Brda) und ihren Nebenarmen durchzogen, was ihr den Spitznamen „Bromberger Venedig“ einbrachte.

Thorn feiert Kopernikus

Beide Städte stehen dieses Jahr im Zeichen wichtiger Jahrestage. Thorn feiert den Geburtstag ihres berühmtesten Sohnes: Nikolaus Kopernikus wurde vor 550 Jahren geboren. In Polen wurde deshalb 2023 als Kopernikus-Jahr ausgerufen und besonders viele Veranstaltungen fanden aus diesem Anlass in Toruń statt.

Bromberg feiert seinen Kanal

Vor 250 Jahren, im Jahr 1733, wurde bei Bromberg der Bau des Bromberger Kanals gestartet und ein Jahr später abgeschlossen. Die Stadt verdankt ihm einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Der Kanal ist eine wichtige technische Konstruktion und Teil der internationalen Wasserstraße E70, die von Bydgoszcz nach Westen über Berlin nach Rotterdam führt und nach Osten in Richtung Gdańsk (Danzig) und Frisches Haff verläuft.


Exportschlager Thorner Lebkuchen

Thorn ist aber nicht nur für Kopernikus bekannt, sondern genauso als „Miasto Pierników“, als „Pfefferkuchen-Stadt“. Pfefferkuchenbäcker gab es hier schon im Mittelalter und die Thorner Lebkuchen sind seit dem Mittelalter in aller Munde. Das haben sie der perfekten Lage der Stadt zu verdanken. Im Mittelalter war Toruń sehr reich. Wegen des guten Bodens wuchsen schon damals ausgezeichneter Weizen und Roggen. Honig gab es auch in Hülle und Fülle.

An der Weichsel gelegen war es bereits im 14. Jahrhundert Mitglied der Städte-Hanse. Hier wurden exotische Gewürze gehandelt, wie beispielsweise Muskatnuss. All die Dinge, die es braucht, um guten Lebkuchenherzustellen. Viel Honig, „starker Schnaps“ und Roggenmehl waren im Mittelalter neben den kostbaren Gewürzen die Hauptbestandteile der auch „Honigkuchen“ genannten Thorner Spezialität.

Diese Köstlichkeit hat in der Stadt daher bereits seit Ende des 14. Jahrhunderts ganzjährig Saison – nicht nur zu Weihnachten. Ihr vorzüglicher Geschmack, das würzige Aroma und die schönen Formen machen das Backwerk in ganz Europa berühmt und haben Thorn den Beinamen „Pfefferkuchenhauptstadt der Welt“ eingebracht.  

Als Souvenirs erleben die „Thorner Lebkuchen“ auch heute wieder ein Revival. Es gibt sie überall in der Stadt in verschiedensten Arten und Formen zu kaufen und man kann die berühmten Spezialitäten sogar selbst herstellen – ein tolles Mitbringsel für Daheim.

Interaktives Pfefferkuchenmuseum in Thorn

Im Zentrum von Thorn befindet sich das interaktive Pfefferkuchenmuseum, wo Besucher nicht nur die Geschichte des Gebäcks kennenlernen, sondern auch ihren eigenen Lebkuchen in traditionellen Holzformen selbst backen und dekorieren können. Nach dem Museumsbesuch kann man sich seine Lebkuchen aus Teig formen und nach dem Backen im Ofen gleich mit nach Hause nehmen. 

Das Museum des Thorner Lebkuchens befindet sich im ältesten Lebkuchenfabrikgebäude Europas, das der Familie Weese gehörte. Es ist das größte Lebkuchenmuseum in Europa. Das Museum wurde im Jahr 2015 eröffnet und beherbergt die größte Sammlung von Lebkuchenformen aus Holz. Hier werden auch umfangreiche Forschungen zur Geschichte der Thorner Lebkuchenproduktion betrieben. Dokumente belegen, dass bereits im 14. Jahrhundert ein Nicolas Czan seine Lebkuchen den Rittern des Deutschen Ordens, die Thorn ja 1231 gegründet haben, in ihre Burg lieferte. Die Blütezeit der Zierlebkuchen war aber das Barock-Zeitalter.

Lebkuchen-Museum zählt zu den 40 besten Museen der Welt

Im Jahr 2016 wurde das Museum mit der höchsten musealen Anerkennung, der „Sybilla“ ausgezeichnet. Es zählt zu den 40 besten Museen Europas und erhielt zudem eine Auszeichnung im Wettbewerb European Museum of the Year Award (EMYA), der durch das European Museum Forum im Jahr 2017 organisiert wurde. Das Museum begeistert mit einer interaktiven Dauerausstellung, einer visuellen Vorführung, die auf der Außenfassade des Hauses (sog. mapping) präsentiert wird, einem bunten Spielplatz, der sich im Hof des Hauses befindet und den einzigartigen, historischen Exponaten, die seit über 100 Jahren gesammelt wurden.

Im Untergeschoss wartet auf die Gäste eine virtuelle Krämerin, die in die Welt eines mittelalterlichen Marktstandes einlädt. Hier findet man auch einzigartige, und in Mitteleuropa größte Kollektion an Lebkuchenformen aus der Zeit des 17. bis 20. Jh.


Kopernikus in Thorn

Nikolaus Kopernikus wurde zweifellos in Thorn geboren. Daher ist ein Besuch des Kopernikus-Museums in den historischen Altbauten seiner Familie, ein Muss. Nach der Renovierung erstrahlt das Nikolaus-Kopernikus-Haus in neuem Glanz. Die neuesten multimedialen Technologien bilden mit dem historischen Haus eine faszinierende Einheit. Besucher können hier drei Themenbereiche erleben: historische und aktuelle Wissenschaft, das Leben einer Bürgerfamilie in einem spätgotischen Hansehaus und die Biografie von Nikolaus Kopernikus.

Es gibt Ausstellungen mit Multimedia- und Interaktionselementen, einen Audioguide in drei Sprachen (Polnisch, Englisch und Deutsch), ein 3D-Kino mit Filmen über die Entwicklung der Astronomie, die Geschichte des Universums und große wissenschaftliche Entdeckungen sowie das Leben im mittelalterlichen Thorn. Außerdem sind Hologramme und visuelle Projektionen zu sehen.

Eine Neuheit ist der mittelalterliche Dachstuhl, in dem Shows mit dem Sternenhimmel gezeigt werden. So sollte das Besuchern klar machen, dass der junge Nikolaus in diesem Haus zum ersten Mal in seinen Himmel geguckt hat.

Dank der Architektur des gotischen Hauses aus dem 15. Jahrhundert und den Denkmälern aus dieser Zeit konnte die Alltagsrealität rekonstruiert und das Leben der Bürger in den Räumen eines spätmittelalterlichen Hauses gezeigt werden.  Zahlreiche Stücke, vor allem solche, die die materielle Kultur und Bräuche der Bürger von Thorn darstellen, stammen aus archäologischen Ausgrabungen in der Alt- und Neustadt von Thorn.

Burg, Altstadt & Neustadt

Denn Thorn besteht aus drei Teilen, die aber alle fußläufig erreichbar sind: Burg, Altstadt, Neustadt. Die Burgruine samt Teil der Stadtmauer beherbergt heute ein modernes Hotel, das nach dem Gründungsjahr der Stadt benannt ist: „Hotel 1231“.

Das im Herzen der historischen Altstadt von Toruń gelegene Altstädtisches Rathaus ist, aus historischer Sicht, das wichtigste Gebäude der Stadt sowie das größte und schönste Bauwerk dieser Art in Europa. Es wurde auf einem quadratischen Grundriss mit Innenhof erbaut und ist ein gotisches Symbol eines Altstädtischen Komplexes, der im Jahre 1997 zum Welterbe der UNESCO ernannt wurde.

Gegenwärtig ist das Altstädtische Rathaus der Hauptsitz des Bezirks-Museums in Toruń und ein Ort, an dem viele Feierlichkeiten sowie kulturelle Ereignisse und vieles mehr organisiert werden.  Ein Aufstieg auf die Aussichtsterrasse auf dem 40 Meter hohen Rathausturm lohnt sich – von oben hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Kopernikus-Stadt.

Gleich neben dem Rathaus befindet sich der Altstädtische Markt mit dem innenliegenden Artushof. Toruń war Hansestadt, im Artushof boten Kaufleute ihre  Waren an. Heute finden hier oft Konzerte statt.

Weiter geht’s zum Schiefen Turm – eines der ungewöhnlichsten Bauwerke der Stadt: Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und hat sich mit der Zeit beachtlich zur Seite geneigt.

Ein großer Vorteil von Thorn ist:  „Die Stadt ist sehr überschaubar“, sagt Szymon Wisniewski, Leiter der Touristeninformation. Alle Sehenswürdigkeiten sind fußläufig beieinander. Auch ein Bummel durch die Studentenstadt mit ihren zahlreichen Lokalen lohnt sich. „Wir haben in der Altstadt mehr als hundert Pubs und Restaurants“, sagt Wisniewski. „Selbst wenn man in jedem nur zehn Minuten bleibt, bräuchte man dafür ganz schön lang.“


Bromberg – das „Klein-Berlin“

Von Toruń ist man in nur einer Stunde im wunderschönen Bydgoszcz, das infolge der ersten Teilung Polens (1772) zu Preußen kam. Die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen administrativen und militärischen sowie Handels- und Industriezentrum, da Friedrich II. veranlasste den Bromberger Kanal zu bauen. Die Eisenbahnverbindung mit Berlin aus dem Jahre 1851 verlieh der Entwicklung Stadt dann einen weiteren Impuls und trug wesentlich zu ihrer Blütezeit bei. Die zweite Hälfte des 19. Jh. und der Anfang des 20. Jh. brachten für Bydgoszcz eine dynamische Entwicklung mit sich. Die meisten der damaligen Einwohner waren Mitglieder von Familien, die aus Preußen hierher übersiedelten. Berlin, als Hauptstadt, begann einen großen Einfluss auf die Einwohner der Stadt an der Brahe auszuüben.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es möglich, innerhalb von fünf Stunden die Hauptstadt des Deutschen Reiches zu erreichen. Es gab über ein Dutzend tägliche Zugverbindungen zur Auswahl. Kaufleute, Unternehmer, Fabrikanten und Architekten aus Bromberg fuhren regelmäßig geschäftlich nach Berlin und andersherum. Und an der Brahe wurden viele Wohnhäuser, öffentliche Gebäude und Industriebetriebe mit einer interessanten Architektur errichtet. Dies führte dazu, dass Bydgoszcz als „Klein-Berlin“ bezeichnet wurde.

Bromberger Altstadt erkunden

Bei einem Spaziergang durch die Stadt kann man die deutschen Facetten von Bydgoszcz aus der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert entdecken. Besonders beeindruckend ist der imposante, mehrfigurige Sintflutbrunnen im Kasimir-der-Große-Park.

Der umfangreiche Komplex des Postgebäudes ist zwischen der Brahe und der Straße ul. Jagiellońska zu finden. Das Bauwerk wurde im neugotischen Stil erbaut. An der Fassade lassen sich – unter vielen interessanten Details – über den Eingängen des Gebäudes gut erhaltene Inschriften in deutscher Sprache erkennen.

Auf der Straße „Gdanska“ steht das  historische Hotel „Pod Orlem“ mit einem riesigen Adler am Dachgiebel. Hier steht das auch Zeitungshaus mit dem Figurenensemble der bekannten drei Affen in der Fassade. Etwas weiter nördlich befindet sich das Denkmal des berühmten aus Bydgoszcz stammenden Mathematikers und Kryptologen Marian Rejewski. Er leistete im Zweiten Weltkrieg einen großen Beitrag zur Entschlüsselung der „Enigma“.

In der Altstadt auf jeden Fall einen Stopp beim berühmten Konditor Adam Sowa einplanen. Im Laden stapeln sich Torten und Pralinenberge zum Reinbeißen: Etwa in Form von knallroten Lippen. Im Keller gibt es eine Weinbar. Sowa hat einen dreistöckigen alten Stadthauskomplex aufwändig restauriert. Hier residiert seit 2007 das Sowa Restaurant, in dem neben internationaler – vor allem Wert auf polnische Küche nach Traditionsrezepten gelegt wird. Direkt daneben befindet sich die Sowa-Eisdiele – das leckere Eis unbedingt probieren.

Bromberger Venedig

Die Sightseeingtour führt weiter auf die Mühleninsel mit ihren historischen Mühlen und Speichern sowie ins malerische „Bromberger Venedig“. Den Bromberger Kanal mit seinen zahlreichen Schleusen „erfährt“ man natürlich am besten per Boot. Eine besondere Attraktion in Bydgoszcz ist eine Fahrt mit der Wassertram, der Wasser-Straßenbahn, ein solarbetriebenes Boot.

Dabei fährt man auch unter dem Hingucker über der Brahe hindurch: Den Seiltänzer über dem Fluss. Die Figur wurde vom Künstler Jerzy Kędziora geschaffen und ist seit 2004 eine der interessantesten Attraktionen von Bydgoszcz. Das Kunstwerk stand im Zusammenhang mit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union. Die Skulptur wurde nur an einer Stelle an einem 100-Meter-Seil befestigt, behält aber ihre Position bei. Dies ist das Ergebnis einer perfekten Balance und der Platzierung des Schwerpunkts unter dem Montagepunkt.


Gut zu wissen

Anreise

  • Mit dem Auto von Berlin über Posen weiter nach Bydgoszcz und Toruń. (Teilweise Mautstrecke auf der Autobahn).
  • Mit dem Zug einmal täglich direkt von Berlin nach Bydgoszcz. Von hier verkehren Regionalzüge nach Toruń.
  • Mit dem Flugzeug nach Posen oder Warschau, dann weiter mit dem Mietwagen oder Zug.

Übernachten und Essen

Das Hotel 1231 ist ein Vier-Sterne-Boutique-Hotel im historischen Zentrum von Toruń. Es besteht aus zwei Gebäuden, die durch einen unterirdischen Tunnel miteinander verbunden sind. Eines der Gebäude ist eine Burgmühle aus dem 13. Jahrhundert, die renoviert wurde. Das andere diente im 14. Jahrhundert als Krankenhaus zur Behandlung von verwundeten Rittern, die von Kreuzzügen zurückkehrten. Beide Gebäude sind Relikte der ehemaligen Burg von Toruń.

Im Haus gibt es auch  das Restaurant  „4 Pory Roku“ , das auf eine saisonale Küche spezialisiert ist. Getreu diesem Prinzip kreiert Küchenchef Ariel Gomez Carusso die Speisekarte des Restaurants auf der Grundlage frischer Zutaten von lokalen Lieferanten.

Das Restaurant „Brot und Wein“ (Chleb i Wino)  befindet sich im Herzen der Altstadt von Toruń. Hier gibt es jeden Tag frisch gebackenes Brot nach eigenem Rezept und traditioneller Bäckereimethode, das frisch aus dem Ofen mit den Vorspeisen und Salaten serviert wird.

Das moderne Focus Hotel Premium liegt in Bydgoszcz am Fluss Brda. Die Lage im Stadtzentrum macht das Hotel zu einem idealen Ausgangspunkt für Privat- und Geschäftsreisende. Das Focus Hotel Premium bietet komfortable Zimmer mit ausgezeichneter Ausstattung und ein gutes Frühstücksbuffet. Toller Service: Es gibt belegte Sandwiches und Kaffee gratis zum Mitnehmen.

Direkt neben dem Hotel am Fluss befindet sich das Restaurant Scoria. Neben der ausgezeichneten Küche punktet das Restaurant auch mit einem wunderschönen Ambiente an der tollen Uferpromenade des Flusses Brda.


Weitere Infos

Die Recherche wurde unterstützt vom Polnischen Fremdenverkehrsamt Berlin. Einfluss auf den Inhalt des Artikels wurde nicht genommen.

Fotos: Antonia Kasparek, Polen Travel, pexels und pixabay

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