Geheimtipp Lettland: von Riga bis zur Ostsee

Lettland überrascht mit seinen Kontrasten: Kulturelle Schätze, beeindruckende Natur, prächtige Schlösser, kulinarische Köstlichkeiten und vielem mehr.

Wunderschöne Naturlandschaften, Geschichte und Kultur, eine pulsierende Hauptstadt: Lettland bietet für jeden etwas. Das Land überrascht mit seiner Vielfalt und seinen Kontrasten. Wer also Lettland (Latvia) noch nicht auf seiner Bucket-List hat, sollte das schnell nachholen.

Lettland ist der mittlere der drei baltischen Staaten und liegt an der Ostsee. Es grenzt im Süden an Litauen und im Norden an Estland. Lettland ist seit 2004 Mitglied der EU und seit 2014 Mitglied der Eurozone. Hauptstadt und größte Stadt ist Riga. Mit knapp 2 Millionen Einwohnern gehört Lettland zu den kleineren Ländern an der Ostsee, ist aber mit 65.000 Quadratkilometern fast so groß wie Bayern.


Das Binnenland ist flach bis leicht hügelig, waldreich und weist zahlreiche Seen auf. Die rund 500 Kilometer lange Küste hat lange Sandstrände. Vor der Küste liegen 20 Inseln. Nicht nur Kultur- und Naturliebhaber kommen hier auf ihre Kosten, auch Rad-, Kajak- und Kanufahrer finden optimale Bedingungen.

Lettlands Hauptstadt Riga

Ein Besuch der lettischen Hauptstadt Riga ist ein Muss. Mit rund 640.000 Einwohnern ist sie die einzige wirkliche Großstadt im Baltikum, und hier befindet sich auch der größte Flughafen des Baltikums – ein wichtiges Drehkreuz für internationale Flüge. Die Altstadt von Riga mit ihren engen, verwinkelten Gassen gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mittelalter, Jugendstil und Moderne prägen die pulsierende lettische Hauptstadt.

Foto: Unsplash

Seit Riga 2014 Kulturhauptstadt war, ist sie noch attraktiver geworden: Die alte Backsteinspeicherstadt Spi keri an der Daugava-Promenade, 15 Minuten südlich der Altstadt, ist zu neuem Leben erwacht. Das Kreativviertel lockt mit Geschäften, Cafés, Restaurants, Sinfonie-, Jazz- und Open-Air-Konzerten, jungem Theater und moderner Kunst.

Die Petrikirche – die höchste Kirche in Riga

Ordensschloss und Dom, Gildehäuser und Rolandstatue erinnern an Macht und Einfluss von Erzbischof, Ordensrittern und Hansekaufleuten. Den besten 360-Grad-Rundblick über die Hauptstadt hat man von der Aussichtsplattform der Petrikirche. Keine Angst, man kann die 72 Meter hohe Turmplattform zwar über Treppen erklimmen, muss es aber nicht. Es gibt auch einen Aufzug, der einen ganz bequem zur Plattform bringt. Das kostet zwar etwas, aber dafür kommt man entspannter an und kann einen atemberaubenden Blick über Riga genießen.

Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf den Marktplatz oder über den Fluss auf die Nationalbibliothek. Diese wurde erst 2014 erbaut und spiegelt in ihrer Glasfassade den Fluss Daugava sowie zwei lettische Mythen wider: den gläsernen Berg und das versunkene Lichtschloss. Im Inneren ist eine riesige Bücherwand zu sehen, die sich über 5 Stockwerke erstreckt und als „Bücherregal des Volkes“ bezeichnet wird. Alle Letten wurden aufgerufen, jeweils ein Buch, das ihnen am Herzen liegt, mit einer persönlichen Widmung für „ihre“ Bibliothek zu spenden.

Durch das Jugendstilviertel von Riga spazieren gehen

Im 19. Jh. entstand ein Jugendstilviertel in Riga mit beeindruckenden Gebäuden aus der Zeit der Art Nouveau. In den Straßen Alberta iela (Albertstraße) und Elizabetes iela (Elisabeth-Straße) reihen sich die schönsten Häuser aneinander, teilweise sind die prunkvollen Fassaden mit ihren vielen Ornamenten und Dekors wunderschön saniert. Über 800 Gebäude im Jugendstil sind in Riga zu finden, die meisten wurden zwischen 1900-1910 erbaut.

Baltische Riviera – Jurmala

Knapp zehn Kilometer südlich der Hauptstadt Riga liegt Jurmala. Der Name bedeutet auf Lettisch „Strand“, und tatsächlich ist Jurmala keine Stadt, sondern eine Ansammlung von Dörfern, die alle am Ostseestrand liegen: Priedaine, Asari, Lielupe, Bulduri, Kemeri, Vaivari, Dzintari, Majori, Dubulti, Jaundubulti, Pumpuri, Melluzi, Jaunkemeri und Sloka. Zusammen bilden sie unter dem Namen Jurmala die fünftgrößte Stadt Lettlands.

Der 30 km lange Sandstrand, das milde Klima und das Gefühl, weit weg vom Trubel der nur 15 km entfernten Hauptstadt zu sein: Diese Kombination hat den Ort zur lettischen Riviera und zur Sommerfrische der Hauptstädter gemacht. Seit dem frühen 19. Jahrhundert bauten reiche Rigaer hier ihre Sommerhäuser, von denen noch viele erhalten sind.


Schloss Rundale: Das Versailles von Lettland

Etwa eine Autostunde südlich von Riga liegt das prächtige Schloss Rundale. Das Schloss Rundāle ist das bedeutendste Denkmal der Barock- und Rokokoarchitektur in Lettland.

Das Ensemble des Schlosses Rundāle ist das herausragendste Denkmal der Barock- und Rokokoarchitektur in Lettland. Es wurde von 1736 bis 1740 als Sommerresidenz von Ernst Johann Biron, Herzog von Kurland, einem engen Vertrauten der russischen Kaiserin Anna Iwanowna, erbaut – nach einem Entwurf des berühmten russischen Hofarchitekten Francesco Bartolomeo Rastrelli. Der Architekt hat auch zahlreiche Gebäude in St. Petersburg errichtet, wie das Winterpalais, die Eremitage und den Katharinenpalast.

Schloss Rundāle erinnert in seiner gesamten Anlage an Versailles, kein Wunder, da es nach dem berühmten französischen Vorbild erbaut wurde. Der große Barockbau hat 138 Räume. Ein Besuch des Schlosses sollte bei einer Reise nach Lettland unbedingt eingeplant werden – ein Muss für Fans der Serie „Bridgerton“ und „Sisi“. Letztere wurde in dem Barockschloss gedreht. Von der Hauptstadt Riga aus können auch Tagesausflüge nach Rundāle gebucht werden.

Foto: Voyagefox

Sehenswert ist die gesamte Anlage des Schlosses Rundāle: das Schloss, seine Architektur und Innenausstattung, der prachtvolle Schlossgarten, Springbrunnen, das Amphitheater und das Museum. Das Gelände ist riesig. Daher ist eine Tour mit einem Elektroauto und einem Audioguide eine spannende Art, es kennenzulernen. 

Burgromantik im Herzen Lettlands: die Burg Bauska

Rundāle liegt in der lettischen Region Semgallen und nur etwa 10 Kilometer vom Barockschloss entfernt befindet sich das nächste Highlight: die Burg Bauska.

Burg Bauska. Foto: Voyagefox

Die Burg Bauska war eine Grenzfestung zwischen dem Deutschen Orden und dem Großfürstentum Litauen. Die Bauska-Burg besteht aus zwei Teilen. Der älteste Teil – die Burg des Livländischen Ordens – wurde Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut. Davon sind bis heute sind nur noch Ruinen erhalten geblieben. Der neueste Teil des Burgensembles ist die Residenz der kurländischen Herzöge der Familie Kettler. Es wurde Ende des 16. Jahrhunderts erbaut.

Das Gebäude befindet sich in einer malerischen Lage am Zusammenfluss der Flüsse Mūsa und Mēmele. Die Burg Bauska kann man auch durch verschiedene Aktivitäten kennen lernen: Hier kann man die Kunst der höfischen Tänze und die Tänze der Renaissance erlernen.

Man kann auch die passenden Renaissancekostüme anprobieren und etwas über die Kleidungskultur am Hof des Herzogtums Kurland erfahren. In der  Veranstaltung „Hofkultur Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts“ kann man mehr über die Kultur, Traditionen, Spiele, Bräuche und Sitten erfahren und traditionelle Gerichte probieren, die nach alten Rezepten zubereitet und in Repliken von Tellern serviert werden.

Mystisches Moor im Kemeri Nationalpark

Insgesamt gibt es in Lettland vier Nationalparks mit beeindruckender Natur und einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Der Nationalpark Kemeri beeindruckt durch seine zahlreichen Moor- und Sumpflandschaften. Durch das große Kemeri Moor führt ein 3,4 Kilometer langer Naturpfad. Von einer Aussichtsplattform des Stegs bieten sich faszinierende Ausblicke auf die Moorlandschaft – besonders bei Sonnenauf- oder -untergang sorgen die mystische Stimmung und das Lichtspiel für magische Momente – und Fotos.

Jurkalne: Traumstrände und Klippen an der Ostsee

Wer den wildesten Teil der lettischen Ostseeküste erleben und dabei hoch hinaus will, ist in Jūrkalne genau richtig. Bekannt für seine malerischen Klippen ist Jūrkalne nicht nur ein Geheimtipp für Naturliebhaber, sondern auch für Fotografen.

Für Genießer: ABAVAS Weintasting

Auf dem Weg nach Kuldīga kann man bei Weingut Abavas vorbeischauen und bei einem Weintasting erstklassige Weine und Spirituosen aus Lettland probieren und natürlich kaufen. Ein edles Mitbringsel.

Der breiteste Wasserfall und fliegende Fische in Kuldiga

Im kleinen Ort Kuldīga kann man eine der größten Sehenswürdigkeiten Lettlands bewundern: Ventas Rumba, den breitesten Wasserfall Europas. Er ergiest sich über knapp 240 Meter. Auch die Backsteinbrucke uber den Fluss Venta ist die langste auf dem Kontinent.

Foto: Vogafox

Jeden Herbst und Frühling kann man bei Ventas Rumba fliegende Fische beobachten – die laichenden Fische versuchen, über den knapp 1,5 Meter hohen Wasserfall zu springen, um flussaufwärts zu gelangen. Herzog Jakob von Kurland erfand deshalb vor etwa 300 Jahren die Möglichkeit, die flussaufwärts schwimmenden Fische in speziellen Körben zu fangen. Dank dieser Vorrichtung können in Kuldiga 80 bis 100 Lachse pro Tag gefangen werden.

Liepāja: Geschichte und Kreativität

Von dort geht es weiter in Richtung Küste nach Liepāja (Liebau). In Liepāja gibt es eine lebendige Kunstszene, zahlreiche Galerien, Ausstellungen und Museen sind das ganze Jahr über geöffnet.

Einer der lokalen Künstler ist Egon Perevics. In seinem Atelier sind seine Werke, vor allem Skulpturen, zu sehen. Er zeigt uns den besten Platz, um den Sonnenuntergang über der Ostsee zu genießen.

Ganz in der Nähe – verfallen und halb in der Ostsee versunken – liegen die Überreste einer imposanten Verteidigungsanlage. Der russische Zar ließ sie zum Schutz der Festung Karosta errichten. Über vier Kilometer ziehen sich die Betonbunker und Artilleriestellungen entlang der Küste. Die Betonkolosse, die zum Teil durch Erosion in die Ostsee gerutscht sind, schützen heute das Land vor einer Invasion von See her. Außerdem sind sie heute ein echter Besuchermagnet und Insta-Hotspot, denn die Betonflächen sind mit zahlreichen Graffiti besprüht.

Latvia Travel

Führung durch das Karosta Gefängnis

Wer es gruselig mag und wer natürlich historisch interessiert ist, sollte eine Führung im Karosta Gefängnis mitmachen. Das Militärgefängnis wurde als Lazaretterbaut erbaut und diente dann als Strafanstalt für Seeleute. Mutige können eine Zelle zur Übernachtung buchen. Den Aufpasser in historischer Uniform und eine interessante geschichtliche Ausstellung gibt’s dazu.

Bootsfahrt durch die Kanäle von Pāvilosta

Zwischen Liepāja und Ventspils liegt Pāvilosta, eine kleine Stadt mit einer hübschen Marina. Hier kann man Bootstouren buchen oder andere Wasseraktivitäten. Vor Ort wird auch frischer Fisch geräuchert  – super lecker!

Ein Muss: Lettische Spezialitäten kosten 

Aber nicht nur den frisch geräucherten Fisch muss man in Lettland unbedingt probieren, sondern auch weitere lettische Spezialitäten wie Pankuki. Die lettischen Pfannkuchen kommen mit einer Art Sauerrahm-Dip – sie gibt es in herzhaft und süß. Rasols ist ein beliebter Kartoffelsalat mit Erbsen, Karotten, Eiern, Majonaise, Sauerrahm. Rupjmaize: dunkles Roggenbrot, das warm gegessen wird und natürlich Piragi. Die Teigtaschen gibt es auch herzhafter und süßer Füllung. Danach trinkt man einen Riga Black Balsam. Der lettische Kräuterlikör hat eine dunkle Konsistenz und erinnert an Jägermeister.


Anreise

Lettland ist am besten per Flugzeug zu erreichen. Von Berlin/Brandenburg etwa mit Air Baltic direkt nach Riga oder via Warschau mit der polnischen Airline LOT von Düsseldorf. Von Riga aus fährt man am besten mit dem Leihwagen weiter. Wer mit dem Auto oder Camper von Deutschland aus starten möchte, fährt über Polen und Litauen nach Lettland.Natürlich kann man Lettland bzw. das Baltikum auch per Schiff z.B. im Rahmen einer Kreuzfahrt entdecken. Zum Beispiel mit Tui Cruises.


Hoteltipps

Lielupe by Semarah Hotels

Lielupe im Ostsee-Bad Jurmala ist ein stylisches und modernes Hotel mit einem großen Spa- und Wellness-Bereich.

Boutique Hotel Simanis

Das liebevoll restaurierte Fachwerkhaus Simanis Boutique Hotel verfügt über nur wenige, aber wunderschöne individuelle Zimmer.

Art Hotel Roma Liepāja

Sehr gutes Hotel in  guter Lage. Das Hotel befindet sich im Stadtzentrum von Liepaja, liegt aber trotzdem ruhig. Im ganzen Haus finden sich viele schöne Kunstwerke und Bilder.


Restauranttipps

  • Rasols Der Name ist Programm: Mitten im Art Noveau Viertel von Riga gelegen gibt es hier authentische lettische Gerichte.
  • Herbary  Eine  tolle Bar auf der Dachterrasse der Galleria Riga. Hier gibt es exzellente Cocktails mit tollen Aromen und Kräutern sowie leckere moderne Gerichte mit einem besonderen Herbārijs-Twist.
  • Stender’s Cafè Coole rustikale Location in Kuldiga, wo man auch phanomenäl frühstücken kann. 
  • Bangert’s Restaurant  Das Restaurant liegt direkt am Ventas Rumba. Das Restaurant hat eine antike Innenausstattung und Sommerterrassen mit einer wunderbaren Aussicht auf die Stromschnelle von Venta. Die Küche ist erstklassig.
  • Hoijeres Krogs Museum und Restaurant In dem interessanten Museum über die Geschichte von Lettland, bekommt man auch traditionelle lettisches Essen. Eingrichtet ist das Restaurant  im Stil des 17. Jahrhundert.
  • Parka Paviljons Liepāja Das Restaurant befindet sich in einem wunderschönen Pavillon im Park von Liepāja. Das Gebäude von 1903 ist sorgfältig restauriert und bietet eine zauberhafte Atmosphäre und leckere gehobene.

Die Recherche wurde unterstützt von Latvia Travel.

Fotos: Antonia Kasparek, Voyagefox, Unsplash, Latvia travel

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